NEUHEIT IM MUSEUM

Vorwort von Flavio Turri, Olivenölmuseum Bardolino

Enrico Lorenzini, der einige alte Geräte für die Olivenölproduktion besaß, kontaktierte mich an einem wunderschönen Wintertag, um mir mitzuteilen, dass er einige Arbeiten in seiner Lagerhalle durchführen müsse und dafür Raum benötige.

Ich suchte ihn sofort auf und fand vor Ort zwei herrliche Zentrifugen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie hatten seinem Vater gehört, der Eigentümer einer Ölmühle in Garda war.

Wenige Tage später holte ich sie ab, um sie restaurieren zu lassen und anschließend in unserem Museum in Cisano auszustellen.

Enrico erzählt die Geschichte der Ölmühle Bisesti:

In den 40 Jahren gründete mein Großvater BISESTI GUERRINO, der eine innige Verbindung zur Natur hatte und gleichzeitig Unternehmergeist besaß, die ÖLMÜHLE BISESTI in Garda. Die Bauern aus den umliegenden Ortschaften brachten ihre Oliven in Hanf- und Jutesäcken auf Karren ins Dorf, die von Eseln oder Ochsen gezogen wurden.

Der in einem kleinen Raum im historischen Ortskern (heute Corso Italia) untergebrachte Betrieb verfügte über eine elektrisch betriebene Mühle mit einem Mühlstein aus Granit (sog. „molazza“), mit der aus den Oliven kaltgepresstes Öl im Auftrag Dritter hergestellt wurde.

Die Mühle bestand aus einer Metallwanne mit Granitboden, auf dem die Kerne und das Fruchtfleisch der Oliven von zwei sich drehenden Mühlsteinen zerkleinert wurden.

Die daraus entstandene Olivenpaste wurde anschließend in runde Siebe („fiscoli“) gefüllt, die in eine gusseiserne Spindelpresse der Marke Pieralisi eingelegt wurden, um anschließend die festen Bestandteile (Sansa) des Olivenbreis von den flüssigen Bestandteilen (Ölmost) abzuspalten.

Man gab den Ölmost anschließend in große Behälter, um ihn dekantieren zu lassen, bis sich das Öl aufgrund seines geringeren Gewichts an der Oberfläche absetzte. Daraufhin musste mein Großvater und später auch mein Vaters Giovanni Lorenzini das schwimmende Öl mit großen Kellen „abschöpfen“ und von den Verarbeitungsresten trennen, wofür großes Geschick notwendig war.

Als die von Vater Giovanni weitergeführte Ölmühle „Oleificio Bisesti“ immer mehr Zulauf hatte, erweiterte man den Betrieb auf die umliegenden Räume und modernisierte sie 1955 durch den Erwerb neuer Maschinen:

- eine mechanische Presse mit manueller Beladung der Siebe (Frangolea)

- zwei leistungsstarke Hydraulikpressen,

- eine Zentrifuge, der später eine zweite folgte, die eine Beschleunigung der Produktion und gleichzeitig die Beibehaltung einer hervorragende Qualität des nativen Olivenöls extra ermöglichte. Die Scheibenzentrifuge mit Trommel trennt das Öl mit Hilfe der Zentripetalkraft von festen und flüssigen Unreinheiten. Die getrennten Flüssigkeiten erreichen die Oberseite der Trommel, wo das Rohöl in Behälter geleitet wird.

Wir waren sieben Geschwister und standen unserem Vater tatkräftig bei seiner Tätigkeit zur Seite. Die älteren waren für die Verarbeitung der Olivenpaste und schwerere Arbeiten zuständig, die kleineren hingegen für die undankbare Reinigung der Edelstahl-Kegelscheiben der Zentrifugen (ca. 45 an der Zahl), die entsprechend nummeriert waren und unbedingt in derselben Reihenfolge wie vorher erneut eingesetzt werden mussten. Sie mussten auch die Ballonflaschen der Kunden mit einer kurbelbetriebenen Handpumpe füllen, an den sie nur mit Mühe heranreichten.

Diese Jugenderinnerungen kehren immer wieder zurück, wenn ich den Duft von frisch gepresstem Olivenöl rieche oder in den Genuss dieses unvergleichlichen und gesunden Naturproduktes komme.

Wir hatten auch die Aufgabe, den Hof von Tierexkrementen zu reinigen, um diese als Dünger für Pflanzen und Gemüsegarten wiederzuverwenden. Nichts war überflüssig und alles wurde wiederverwendet und verwertet, gemäß einem Ansatz, den wir in der heutigen Zeit gerade wiederentdecken.

Text Ing. Enrico Lorenzini Garda VR